Bio Plastikbecher zum Abtrennen der einzelnen Bestandteile

Die hohe Kunst des Wegwerfens – wie ein Bio-Joghurtbecher zum Problem wird

Teil 1 der Serie „Eco-Design für Kunststoffverpackungen und welche Fehler vermeidbar sind“

Mit „Bio“ verbinden wir „natürlich“ oder doch zumindest „umweltgerecht“. Und das nicht nur beim Lebensmittel, sondern auch bei der Verpackung. Doch da kann man schon mal eine Überraschung erleben. Zum Beispiel beim Joghurt. Selbstverständlich nicht nur im Bioladen, sondern auch im Supermarkt finden wir leckere Joghurtbecher mit animierender Verpackung, die auf ein gesundes Lebensmittel aufmerksam machen soll.

Um die entsprechende Zielgruppe besser anzusprechen, scheinen die Designer auf Papier zu setzen, weil Papier als umweltfreundlicher gilt als Plastik. Was machen sie also? Sie ummanteln einen hauchdünnen Plastikbecher mit einer damit verklebten Papierrolle. Als Deckel setzen sie häufig Aluminium ein. Ist der Becher ausgelöffelt, sollen umweltbewusste Verbraucher*innen das Papier und den Aludeckel feinsäuberlich ablösen, das Papier in der Papiertonne und Plastikbecher sowie den abgetrennten Aluminiumdeckel in der Gelben Tonne entsorgen. In der Praxis macht das aber fast niemand, diese hohe Kunst des Wegwerfens beherrschen wir leider nicht. Das bedeutet auch: Damit ist der Becher für’s Recycling verloren!

Also landet der Becher komplett im Gelben Sack und wird in der Sortieranlage im günstigen Fall in die Mischkunststofffraktion sortiert. Die Kunststoffart kann die optische Erkennung leider nicht entschlüsseln, weil das Papier den Kunststoff komplett abdeckt. So landet der Becher häufig im Sortierrest und damit in der Verbrennung. Kommt er dennoch durch zur werkstofflichen Verwertung, macht das anhaftende Papier am Becher in der Anlage Probleme. Das lässt sich zwar bei der Wäsche vom Kunststoff ablösen, doch leidet die häufig mit einer Trennanlage kombinierte Waschmaschine, weil das Papier mit der Zeit die Düsen verstopft. Und vollständig lösen sich die Papierfasern dann doch nicht und so schaffen es ein paar Papierreste in das Endprodukt. Und das ist dann kein hochreines Regranulat und damit auf dem Sekundärrohstoffmarkt schwieriger zu verkaufen.

Was kann die Lösung sein? Und welche Macht können die Verbraucher*innen entfalten, um an dieser Situation etwas zu ändern? Würde es ausreichen, den papierummantelten Becher schön im Regal stehen zu lassen, bis er nicht mehr im Angebot steht? Schön wär’s: wenn das Produkt an sich gute Qualität hat, wird es weiter gekauft werden. Das Problem ist ja schließlich die Verpackung. Da hilft nur eine Änderung der Technik beim Verpackungsproduzenten – und hier setzt unsere Arbeit an. Die Produzenten sollten Kunststoffbecher nicht mehr mit Papier kombinieren, sondern die Werbung und Information mit sparsamem Farbaufdruck in hellen Farben auf ein Kunststoffetikett aufzudrucken. Darauf werde ich in einem separaten Blogartikel eingehen.

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3 Kommentare
  • Catharina Bruder
    Veröffentlicht 12:32h, 25 Januar Antworten

    Oder einfach ne kurze Erklärung mit auf den Becher abbilden, dann verstehen es die Menschen auch. Ich hab mich ehrlich gesagt auch gefragt, warum auf der Pappe außen der Grüne Punkt ist. Ist etwas verwirrend, wenn doch die Pappe eigentlich in den Papiermüll soll. Vielleicht ist das auch eine Ursache, warum die wenigsten es trennen…

  • Das_Sams
    Veröffentlicht 23:43h, 17 September Antworten

    Bei diesen Bechern geht es darum ein gutes Gewissen zu kaufen und nicht um echten Umweltschutz. Der Energiebedarf für die Pappe ist enorm und die Ersparnis am Plastebecher aus PS oder PP minimal, denn am Deckel und am Boden kann man nix sparen. Die Pappe ist dann meistens noch Hochglanzbedruckt. Glanz würde man auf dem Plastebecher ohne Extraaufwand bekommen. Für diese Becher gibt es eine klare Zielgruppe. Der Rest benutzt sie nicht, denn der Hohe Energieeinsatz in der Produktion ist im Kapitalismus zum Glück zu teuer. Der Zielgruppe kann man eben so einen Joghurt als Lifestyleprodukt zum vielfachen Preis verkaufen und dann rechnet sich das trotzdem.
    Ich fürchte die Dinger wird es noch eine Weile geben, so wie vieles irrationale wie Impfgegner oder Aufkleber auf Handys, die angeblich vor Strahlung schützen sollen.
    Ich kaufe diese Becher nicht – notfalls gibt’s dann eben einen Joghurt aus konventioneller Landwirtschaft. Wenn der nicht aus Weidemilch ist hat der halt etwas weniger (mehrfach) ungesättigte Fettsäuren, aber dafür ärger ich mich nicht viel zu viel Geld für einen Joghurt mit so einem Blödsinn zu bezahlen.
    Pappe an sich ist auch nicht umweltfreundlicher in der Herstellung. Der einzige ökologische Vorteil gegenüber Plastik ist, daß die Pappe verrottet, was bei sachgerechter Entsorgung kein Vorteil ist.

  • Das_Sams
    Veröffentlicht 23:52h, 17 September Antworten

    PS:
    wirklich gut wäre wenn der Joghurt oder Milch einfach in einer Plastiktüte eingeschweisst wäre. Bei Milch gab es das Früher. Die Tüte hat man dann in eine Karaffe gestellt und eine Ecke abgeschnitten. Ökologisch und Ökonomisch ist das optimal.
    Wenn der Joghurt unbedingt in einem stehenden Becher sein muß könnte man Luftkammern integrieren (gibt’s schon) um dem Beutel eine selbststehende Form zu geben.
    Das ist aber nicht mal nötig. Einen Joghurt könnte man auch einfach aus einem Beutel mit aufgeschnittener/aufgerissener Ecke aussaugen und fertig.
    Beim Transport würde das auch massig Volumen sparen.

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