Kreislauf des Lebens findet eine Entsprechung in der Circular Economy. Eine Definition.
Die Circular Economy zielt darauf ab, Ressourcen mit höchster Effektivität zu nutzen. Die Vision des Kreislaufs ist eine Welt ohne Abfall und damit ohne negative Umweltwirkungen. Der Ansatz ist regenerativ und ist als solcher ein Gegensatz zur traditionellen linearen Wegwerfgesellschaft. Zudem ist er ein aus mehreren wissenschaftlichen Theorien bestehendes Ökonomisches Konzept.
RESOLVE – das Prinzip der Geschäftsmodelle
Laut dem World Circularity-Gap Report ist es noch ein langer Weg, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen: nur 9% aller Ressourcen werden im Nutzungszyklus wiederverwendet, während 91% nach dem Ende der Lebensdauer eines Produkts zu Abfall werden. Circular Economy ist ein ganzheitlicher systemischer Ansatz und die Business Cases sind nach dem RESOLVE-Prinzip aufgebaut:
RE – Reduce, Regenerate, Reuse, Refurbish, Recycle – Wiederherstellung von Naturkapital
S – Share – Maximierung von Produktnutzung
O – Optimize – Ressourcen effektiv nutzen,
L – Loop – Ressourcenkreisläufe schließen.
V – Virtualize – Zirkularität digital organisieren und so zur Beschleunigung beitragen,
E – Exchange – Smarte Lösungen kreieren, kooperieren, Wissen austauschen und Netzwerke für zirkuläre Systeme aufbauen.
Die Anwendung des beschriebenen Prinzips kann am Klimawandel demonstriert werden. In der Atmosphäre ist Kohlenstoff Abfall und führt zu einer negativen Umweltwirkung. Aber im Boden in Form von Humus gebunden, kann es als Dünger wirken. CO2 ist also nicht per Se schlecht, sondern wirkt nur dort als Abfall, wo die Wirkung auf die Umwelt negativ ist.
Zirkuläre Geschäftsmodelle stützen sich jedoch nicht nur auf problematische Materialien und Prozesse. Ein zirkuläres Geschäftsmodell dadurch zu charakterisieren, dass es die Erzeugung giftiger Materialien vermeidet, gleiches gilt für die Verwendung seltener Materialien. Eine zirkuläre Antwort ist z. B. die Substitution von Kunststoff auf fossiler Basis durch Kunststoff auf der Basis von Pflanzenmaterial aus ökologischem Landbau, der biologisch abbaubar ist. Eine weiterer zirkulärer Business Case betrifft die viel diskutierte Herstellung von Batterien, bei denen Designs verwendet werden können, die frei von giftigen oder seltenen Materialien sind. Das Cradle-to-Cradle Prinzip gibt hier die Richtung für zirkuläres Design vor. Dabei werden ein technischer und ein natürlicher Kreislauf unterschieden und strikt getrennt gehalten.
Circular Economy treibt unsere emissionsfreie Zukunft voran
Circular Economy ist für unsere emissionsfreie Zukunft von größter Bedeutung. Die Energiewende ist nur der Anfang einer Circular Economy. Die Umstellung von fossilen und nuklearen Energieträgern zu einem 100% erneuerbaren Energiesystem weist der Welt aber schon jetzt die Richtung, in die es gehen muss. Der Übergang zu einer vollständigen Circular Economy einschließlich der Verwendung von Materialien kann nach denselben Grundsätzen erfolgen. Dabei wird der Prozess von menschlichen und gesellschaftlichen Belangen sowie von Bildung, Innovation und Engagement beeinflusst. Die Circular Economy schafft regionale und dezentrale Lösungen für dringende Umweltprobleme und lässt, erfolgreich umgesetzt, nachhaltige Lösungen für die Menschen entstehen. Die Circular Economy ist jedoch vielfältiger als die Energiewende, da die materiellen Ressourcen zahlreicher sind. Die chemische Gesetzgebung in Europa, REACH, listet mehr als 2000 verschiedene Materialien auf. Und natürlich können diese Materialeien in jedem Produkt kombiniert, verklebt oder verschraubt werden.
Die pure Anzahl der verschiedenen Materialien zeigt die Dimension und Herausforderung, der wir uns in der Circular Economy stellen müssen, bietet jedoch ebenso viele Chancen, wie die Artenvielfalt Arten hervorgebracht hat. Beispiele aus der „Urban Mobility Strategy“ in Stockholm, Schweden, werden bereits kopiert und zielen hauptsächlich auf Städte für Fußgänger ab, während gleichzeitig der öffentliche Nahverkehr und das Fahrradfahren gefördert werden. Ein klarer Rahmen und eine klare Strategie sind erforderlich, wie in Seoul, Südkorea, wo die Lebensmittelverschwendung von 98 % auf nur 2 % reduziert wurde. Bei weiteren Städten können wir beobachten, wie Kaminkatsu, Japan, eine Null-Abfall-Gemeinde wird, die eine Null-Abfall-Akademie gegründet hat, um die Menschen auszubilden. Oder Sie reisen nach Venlo, Niederlande, um das Herz der Cradle-to-Cradle-Bewegung zu besuchen, wo eine Großstadt ihr gesamtes Leben, ihren Verbrauch und ihre Produktion nach den Ökodesign-Prinzipien der Circular Economy verändert. Ebenso stärkt das Projekt Kabadiwalla Connect in Chennai, Indien, neue Lieferketten und die wachsende Selbstorganisation von Müllsammlern, die Abfall als Ressource nutzen.
Die Notwendigkeit der Circular Economy wird durch die Verschmutzung mit Plastik in unseren Ozeanen und Lebensmitteln, durch Luftverschmutzung durch den Verkehr in unseren Städten oder durch Industrieabfälle, die unsere Böden verschmutzen, deutlich. Unsere Städte wachsen, ebenso wie die Verschwendung in einer linearen Wirtschaft. Die Anwendung der Grundsätze der Circular Economy in den Städten ist notwendig, um die durch Umweltverschmutzung verursachten Krankheiten der Menschen zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Wenn die Bürger die Verbesserungen sehen und spüren, werden sie dazu beitragen, weitere Veränderungen und Verbesserungen zu erreichen. Die Veränderungen haben gerade begonnen. Werden Sie ein Teil davon!
Eveline Lemke, Hans Josef Fell
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