Warum nicht das Rad neu erfinden?
Gemäß einer Studie von Frauenhofer Umsicht, verschmutzen wir unser Wasser mit einem Kilogramm Mikroplastik aus Reifenabrieb pro Jahr und Kopf. Das ist eine ungeheure Menge und das Phänomen ist allen bekannt. Denn, wenn ein Reifen nicht abnutzen würde, dann wären manche Eigenschaften schlecht ausgeprägt, wie z. B. das Bremsverhalten eines Autos.
Aber können wir uns damit zufriedengeben? Die Altreifenbranche will das nicht. Deshalb hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt am 10. September 2019 zu einem Treffen der Verbände, Wissenschaft, Entsorger und dem Handel eingeladen, das Thema „Circular Economy“ Altreifen anzugehen.
Die Herausforderungen sind zwar vielfältig, aber überschaubar und lassen sich in einem Kreislauf sehr gut übersichtlich darstellen. Mein Input und die Erkenntnisse der Wissenschaft im September 2019 habe ich in meiner Präsentation zusammengefasst. Die Folien zum Vortrag finden Sie hier
Runderneuerung – Teil des Problems, Teil der Lösung
Jetzt sind alle Akteure gefordert, Ihre Pläne für die Abarbeitung der genannten Problemfelder zu liefern, welche sich auf die Gesamtheit der Wertschöpfungskette beziehen. Die Arbeitsgruppe Kreislauf des Fachforums machte jedoch deutlich, dass ohne gemeinsame Anstrengungen zum Design viele der angesprochenen Probleme nicht zu lösen sind. Insbesondere die Schwierigkeit in Verbindung mit der Altreifenrunderneuerung wiegen schwer. Verbraucher misstrauen der Runderneuerung, obgleich dies seit Jahren in der Flugindustrie Gang und Gebe ist. Bis zu 7 Mal werden die Reifen von Flugzeugen runderneuert und mir ist keine Umfrage bekannt, dass aus Sicherheitsgründen die Fluggäste den Einstieg in ein Flugzeug aus diesem Grund verweigern. Warum also ist das nicht auch für die Automobilindustrie möglich? Sharing-Modelle, bei denen Kunden km-Reifenleistung erwerben können, gibt es längst an vielen Orten auf der Welt, so z. B. in der LKW-Branche in den USA. Warum sollten solche Modelle nicht auch hier greifen können?
Es wird höchste Zeit, dass die Runderneuerung wieder populärer wird. Dafür muss aber auch hier die Automobilindustrie mithelfen. Der Grund ist die hohe Komplexität von unterschiedlichen Reifen aller Arten. Jede Runderneuerung ist aber individuell nach Marke, Größe, Material etc. vorzunehmen. Für Runderneuerungsfirmen bedeutet dies einen massiven Investitionsaufwand, um allen Formaten gerecht zu werden. Hier muss die Politik helfen, die erweiterte Produzentenhaftung in eine gesetzliche Regelung und in den Vollzug zu bringen. Die Verbände setzen sich hierfür bereits ein. Es wird Zeit, dass Sie Gehör finden.
Letzten Endes werden wir nicht darum herumkommen, den Reifen in weiten Teilen mit dem Rad der E-Mobilitätsanforderungen neu zu erfinden. Wir werden den Prozess begleiten und hier weiter berichten.
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