Müllberg mit Kind

Wege aus dem Dilemma: Von der informellen Abfallwirtschaft zur Circular Economy in Indien

Indien trägt nach China und Japan weltweit am Meisten zur Entstehung von Elektro- und Elektronikabfall bei. Zudem hat Indien ein akutes Problem, dass genau dieser E-Schrott in informellen Sektoren landet. Thinking Circular hat Prayag Desale dabei unterstützt, dem Problem in den Metropolen Indiens auf den Grund zu gehen. Desale identifizierte die Herausforderungen der Sammlung von E-Schrott und dessen Recycling, zeigte aber auch mögliche Lösungsmöglichkeiten auf.

Indischer Mann mit Schubkarre und Müll

Abfallsammler in Pune, India. Photo by: Prayag Desale

Das zunehmende Problem von E-Schrott und der Behandlung in den informellen Bereichen der Abfallwirtschaft in Indien bringt weitere soziale und ökonomische Aspekte mit sich. In Entwicklungsländern wie Indien werden mehr als 70 % allen Abfalls in nicht legalen Wirtschaftsbereichen behandelt. Die Ärmsten der Armen verdienen sich mit Abfall ihren Lebensunterhalt. Hier gibt es weder Arbeits- noch Gesundheitssicherheit, keine Sozialversicherung und keine Aufsichtsbehörde, die Umweltaspekte überwacht. Kernherausforderung ist somit, die E-Schrott Sammler mit einem stabilen Einkommen und sozialer Absicherung zu versorgen. Zur Lösung hat der Delhi Think Tank „Toxic Link“ fünf hybride Modelle als kommunale und informelle Organisationsstrukturen hervorgebracht. Prayag Desale hat diese nun näher untersucht. Allen Modellen mangelte es dabei an Formalisierung als akute Barriere in der Umsetzung.

Die nähere Betrachtung und der Vergleich mit weiter entwickelten Abfallmärkten hat zur Identifikation der fehlenden Elemente an Formalisierung und Orientierung geführt, wo kommunale Einrichtungen auch den privaten Abfallmanagern die Wege in die Organisation des Abfallmanagements gewiesen haben. Dies kann in allen Europäischen Ländern beobachtet werden. Gerade den sozial leicht verletzbaren Gruppen illegaler Müll-Sortierer wurde so die Tür zu sozialer Anerkennung, auskömmlichen Löhnen und besseren Arbeitsstandards gewiesen.

Indien kann aus dieser Entwicklungsgeschichte lernen. Durch das Vorantreiben der Zusammenarbeit von kommunalen und privaten Einrichtungen, das Organisieren der Marktstrukturen und das Schaffen von Zugängen für die informellen Müllsammler wird deren Situation und das Volumen der Abfallströme verbessert. In Zeiten virtueller Anwendungen sind mobile Markt-Apps von großem Vorteil. Die großen E-Schrott Mengen und der Gesundheits- und Klimaschutz zeigen den Bedarf, allen Hybrid-Modellen Ihren Raum zur Entfaltung zu geben und den Materialkreislauf in Indien zu schließen. Wie lang der Weg ist, den Indien gehen muss, um aus dem Dilemma des E-Schrotts herauszukommen, zeigt das Beispiel allerdings auch, denn die Nutzung hybrider Geschäftsmodelle ist nur ein Schritt zur Lösung der Probleme mit dem E-Schrott.

Eveline Lemke, Prayag Desale, Dr. Frank Ziebeil

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