Circular Economy – wie ein neues Wertesystem entsteht
Dr. Hans Meves, Eveline Lemke, 18. Juli 2019
Gesellschaftliche Wertesysteme messen sich in Preisen. Aber mit der Circular Economy entsteht ein neues Wertesystem. Die Autoren beschreiben, wie das passiert:
Kosten – Status quo unserer Wirtschaft:
Jede Produktion verursacht Kosten. Hierunter fallen auch Kosten, die andere belasten. Beispiele sind der Klimawandel oder die Verschmutzung der Ozeane. Beides ist ein sichtbares Kostenproblem und beides ist Resultat unserer Wegwerfgesellschaft. Aber es gibt Vorschläge, dies zu ändern.
Ein Beispiel sind Retouren, die durch Einkauf im Internet entstehen. Die GRÜNEN haben gerade gefordert, dass Artikel aus Retouren aus dem Internethandel nicht mehr weggeworfen werden dürfen. Offenbar ist derzeit das Wegwerfen von Retouren billiger, als die neuen Waren wieder hygienisch zu verpacken und zu verkaufen.
Das darf nicht sein, denn der negative Effekt auf die Umwelt durch das Wegwerfen ist hoch
Denn 41 % aller Kosten von Unternehmen werden externalisiert, d. h. sie werden anderen auf’s Auge gedrückt – entweder der Umwelt oder der Zukunft unserer Kinder. Und dies verzerrt die Marktpreise und damit die gesellschaftlichen Werte, an denen wir uns orientieren. Politik kann durch diesen Eingriff, den Wert der Ware und der Umwelt sowie unsere Haltung zur Zukunft verändern. Das ist auch ihr Job. Wird das Wegwerfen der Retouren verboten, steigen die Preise, es sei denn, es entstehen weniger Retouren. Aber das hängt auch vom Verhalten der Kunden ab. Die Kunden könnten alternativ in ein Geschäft zur Anprobe gehen oder bestellen weniger Alternativware. Oder sie tragen die Kosten für die Retouren selber und bilden damit die Kosten ab, welche der Umwelt entsteht.
Das gleiche gilt für einen CO2-Preis. Die Angemessenheit der Höhe des Preises resultiert aus ihrer Wirkung für einen positiven Umweltnutzen. Das Prinzip ist einfach. Ist der Preis für das Co2 oder die Steuer zu niedrig, verfehlt er seine Wirkung. Hier hat die Bundesregierung bei der Ausgestaltung des Klimaschutzes definitiv noch Arbeit vor sich, der Vorschlag von Ministerin Svenja Schulze greift hier zu kurz und überwindet auch das halbherzige Verhalten der Bundesregierung nicht.
Ein neues Wertesystem durch Circular Economy:
Duch die Internalisierung der Umweltkosten in unser ökonomisches System entsteht ein neues Wertesystem. Dafür müssen wir uns nicht verbiegen, nur unsere Art des Wirtschaftens korrigieren. Und technisch ist es längst möglich die zirkuläre Wirtschaft zu etablieren. „Data Mining“ und „Machine Learning“ machen es möglich, Material zu identifizieren, dokumentieren und im Kreislauf zu organisieren. Die neuen Geschäftsmodelle nach dem RESOLVE-Prinzip existieren längst und können auf viele Produkte übertragen werden. Der Schritt zu einer anderen Form des Wirtschaftens ist also klein.
Thinking Circular nutzt digitale Potenziale für nachhaltige Materialkreisläufe:
Aus Sicht der Nachhaltigkeit geht es dabei vorrangig um die die Verflechtung von Natur (Rohstoffe und vielfältige Ökosystemleistungen) und Produktion und ihre Abbildung in den unternehmerischen Wertschöpfungsprozessen. Das ist eine komplexe Angelegenheit und Materie. Die Herausforderung liegt aber wie so oft nicht in der Technik. Sie liegt in uns Menschen und in unserem Umgang mit dem Wandel. Transformation ist mühevoll, sie erfordert Lernen, sie kostet Anstrengung, sie kostet Geld.
Die Transformation geht zunächst auf die eigenen Kosten
Deshalb ist sie so schwer zu vollziehen. Die Etablierung der zirkulären Wirtschaft braucht deshalb an erster Stelle Einsicht und den Willen in das Notwendig. Nur dann kann das Richtige auch wesentlich verändert werden.
Je mehr Manager des Wandels daran mitwirken, dass wir resiliente Strukturen und Prozess zum Überleben organisieren können, desto größer ist unsere Chance, dass die Menschheit auf diesem Planteten überlebt. Die Fridays For Future auf unseren Straßen verlangen genau das von uns.
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