Wir brauchen eine andere Denkweise
Sie können mich auf der IFAT, der Weltleitmesse für Umwelttechnologien, in München treffen!
Halle A3, Stand 127/226 mit unserem Netzwerk-Partner Ecoliance
Halle A4, Stand 115/214 mit unserem Netzwerk-Partner Ecoliance
Sprechen Sie uns an und wir vereinbaren einen individuellen Gesprächstermin!
Außerdem nehme ich an der ITAD Podiumsdiskussion am 17.5.2018 um 15:30 Uhr teil. Hier diskutieren wir darüber, ob die Vorgaben des Circular Economy Package ein echter Fortschritt sind.
In diesem Blogartikel finden Sie bereits meine Gedanken zu dem Thema:
Prof. Braungart hat eine Umsetzung des Designkonzept Cradle-to-Cradle einmal mit „Ökosozialismus“ gleichgesetzt. Ich sehe das anders:
Das Konzept Cradle-to-Cradle ist ein Designkonzept. Jede Designschule unterrichtet es und in der Zukunft kommt niemand an Cradle to Cradle vorbei. Hingegen stammt der längst überholte Begriff „Ökosozialismus“ als politisch dogmatisches Gesellschaftskonzept aus den 80er Jahren. Professor Braungart legt immer den Finger in die Wunde. Er fordert ein Pfand für Plastikverpackung und Sharing-Economy – ihm geht es darum zu benutzen statt zu besitzen. Für mich ist das jedoch beides kein „Ökosozialismus“. Der Begriff aus den 80er Jahren ist veraltet.
Cradle to Cradle definiert die Anforderungen an die „Circularity“ von Produkten, entweder in einem technischen oder in einem biologischen Kreislauf. Dabei geht es um Schönheit, um Funktionsfähigkeit und um Freundlichkeit zu Mensch und Natur, also um Qualität im besten Sinne. Klugheit ist eine Voraussetzung, diese Prinzipien zur Anwendung zu bringen. Schon allein deshalb kann es sich nicht um einen politischen Dogmatismus handeln. Die Spaltung der Gesellschaft auch durch politische Dogmen geht sprachlich schnell und ist gefährlich, wir erleben dies gerade wieder. Sie verhindert auch die notwendigen Veränderungen. Lassen Sie uns einfach versuchen, klüger zu werden, denn es gibt keine „One size fits all solutions“.
Die Vereinten Nationen haben in ihrem Circularity-Gap-Report festgehalten, worauf es ankommen wird, und das macht auch die Bedeutung des Designkonzepts Cradle to Cradle deutlich. Darin steht, dass wir jetzt eine „Circularity“ von 9 Prozent erreicht haben, das ist noch ziemlich wenig. Zum Vergleich helfen Quoten der Energiewende. Heute ist Rheinland-Pfalz bei der Erzeugung der Erneuerbaren Energien inzwischen fast bei 50 Prozent und ich freue mich, dass ich dabei mithelfen durfte. Viele haben das nie für möglich gehalten. Der Vergleich der Kreislaufwirtschaft und der Energiewende liegt nahe, da die Grundsätze und Prinzipien mit Erneuerbarkeit und Wiederherstellbarkeit sehr ähnlich sind. In dem Circularity-Gap-Report nennen die Vereinten Nationen insgesamt sieben Bausteine für eine Advanced Circular Economy. Einer davon ist Cradle to Cradle, es ermöglicht Upcycling und das Herstellen richtiger Kreisläufe. Die Entstehung neuer Businessmodelle braucht außerdem Zusammenarbeit und Digitalisierung.
Die Frage, ob die deutsche Industrie den Wert von Abfall noch nicht verstanden hat, liegt auf dem Tisch. Das ist gut so, weil so die Debatte darüber wieder angefeuert wird, denn die Entwicklung von Märkten für Sekundärrohstoffe steht bevor.
Das Verständnis, dass Abfall eine Ressource ist, ist kulturell geprägt und ändert sich gerade. Allerdings wird die Abfallverbrennung in Europa noch subventioniert, dabei hat das Game-Change längst begonnen. Die Natur der Player ändert sich und damit ändern sich auch die ökonomischen Regeln und Businessmodelle. Bei der Energiewende entstand das sogenannte Prosuming. Aus Strom-Konsumenten, sonst abhängig von einem Oligopol-Stromproduzenten, wurden selbst Produzenten. Die Parallele zur Rohstoffwende: Konsumgüterproduzenten starten als Recycler durch und Ownership von raren Rohstoffen erhält eine neue Qualität. Ein Beispiel dafür ist Nespresso, die in der Schweiz schon entsprechende Lösungen zum Recycling ihrer Kaffeekapseln anbieten.
Ich gehe davon aus, dass die Entwicklung der Kreislaufwirtschaft schneller vorangeht als die Energiewende. Das liegt nicht zuletzt an Technologien wie die Blockchain und neuen Kommunikationstechniken wie RFID zur Kennzeichnung. Jedes Produkt zu kennzeichnen und Materialien zu bestimmen, sie während ihrer Nutzungsdauer und auch danach zu identifizieren und in den biologischen oder technischen Kreislauf zurückzuführen, ist technisch kein Problem mehr. Warum machen wir das nicht einfach? Auch muss ein Joghurtbecher auch nicht aus 600 Stoffen bestehen. Aber das erfordert eine andere Denkweise!
Allerdings sehe ich im Moment, dass wir ein bisschen abgehängt werden. Vor allem die Chinesen investieren mit staatlicher Hilfe in Innovation und Müllverbrennungsanlagen. Die EU hat erkannt, dass wir zwischen China und den USA irgendwie zerrieben werden und daher eine neue industriepolitische Aufstellung mit entsprechenden Fördermitteln notwendig ist. Hier wünsche ich mir eine europäische Kohäsionspolitik und Finanzierung dieser Innovation in den Regionen Europas, damit wir den Anschluss nicht verpassen. Deutschland hat seinen Titel als Klimaschutzvorreiter schon verloren, das sollte uns bei der Circular Economy nicht auch noch passieren.
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